Wiener Zeitung - 17.10.2013

HAPPY END

ENTWICKLUNG EINES ROMANS



Happy End. Zunächst war da "Amerika"(auch: "Der Verschollene"), der Versuch eines Romans von Franz Kafka, den dieser nie vollendete. Karl Rossmann geht ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, fühlt sich dort aber nicht zugehörig und trifft schließlich auf das Naturtheater Oklahoma, ein gigantisches Arbeitsbeschaffungszentrum. Alle tragen Bärte und Hosenträger. Dann kam Martin Kippenberger und ließ sich von dem Buch zu einer Installation inspirieren. Kippenberger war ein eigenwilliger deutscher Künstler, der sich viel mit Zugehörigkeit und Vereinsamung beschäftigte. Er baute das Jobcenter zu Ende und nannte seine Arbeit "The Happy End of Franz Kafka's Amerika". Und am glücklichen Ende der Übersetzungskette steht nun die französischösterreichische Choreografin Anne Juren. Beim steirischen herbst 2013 stellte sie "Happy End" vor, eine kurzweilige Tanzperformance mit Videoeinspielungen. Sechs Tänzern - alle tragen Bärte und Hosenträger - ist die kafkaeske Entfremdung in den Körper geschossen. Das Stück ist im Oktober in Wien zu sehen.


Martin Thomas Pesl
wukonig.com